„Rock’n’Roll“

Und last but not least ist natürlich auch der Rock’n’Roll eben ein namensgebender Themenbereich der Podcast-Retro-Show „ALS FUSSBALL NOCH ROCK’N’ROLL WAR“.

Hier geht es dann explizit um den Zeitabschnitt, als der Rock’n’Roll nach Europa bzw. nach England kam, nämlich Anfang und Mitte der 1960er. Es geht um den authentischen, den ehrlichen, den offenen, den frei interpretierten Rock’n’Roll solcher englischer Gruppen wie Led Zeppelin, The Who, The Kinks, Pink Floyd, Deep Purple und natürlich THE ROLLING STONES. Und auch um Boogie-Rock à la Status Quo. Es geht aber weniger um den Girlie-Beat der Beatles oder anderer Beat- und Soft-Rockbands.

Und es geht auch nicht vorrangig um den amerikanischen Dance-Rock’n‘Roll und  Rockabilly der 1950er. Es geht um den weißen Rock’n’Roll aus Dartford mit dem 12-taktigen Bluesschema und der „rollenden“, ursprünglich aus dem Boogie-Woogie stammenden Basslinie. Und es geht natürlich eben auch um Rhythm and Blues.

Allerdings steht hier der Rock’n’Roll nicht nur für die Musikrichtung, sondern explizit für das Lebensgefühl und das Gefühlserlebnis bei den echten Fußballspielen, als der Profifußball in Deutschland begann. Ehrliche, aufrichtige, gradlinige Typen am Ball, denen es noch darum ging, den Zuschauern ein unvergleichbares Erlebnis zu verschaffen. Genauso, wie die Boys mit ihren Instrumenten, denen es auch um ein Lebensgefühl ging.

Trotz der Jugend-Protestkultur war das Erleben eines Fußballspiels wesentlich befreiender, alle sozialen Schichten vereinigend und vor allem gewaltfrei. Profifußball und Rock’n’Roll vereinte damals auch noch die gleiche Erlebnisebene, auch monetär. Beim Rock’n’Roll gibt es auch keine, sich des Formates aneignender Ultras, die allein ihre Ideologie allen anderen aufoktroyieren wollen.

Man sagt zwar, der Fußball hätte sich weiterentwickelt. Ok, hat er sich aber genauso weiterentwickelt, wie seine monetäre und kommerzielle Seite? Für mich bei weitem nicht. Athletisch, strategisch, taktisch und vielleicht sogar technisch haben die Protagonisten zwar sich verändert. Aber für mich ist es dadurch viel zu statisch und undynamisch geworden. Weniger Aktionen, keine Blutgrätschen mehr, kein Kick and rush, keine Bananenflanken, dafür mehr Reflektion. Ist das Fußball?

Auch der Rock’n’Roll hat sich weiterentwickelt. Er wurde noch dynamischer, noch robuster, noch authentischer und er wurde kommerzieller. Während im Fußball immer noch die irrige Meinung vorherrscht, Kommerz wäre diesem Format abträglich, erreichte der Rock’n’Roll damit die nächste Schöpfungsebene und die nächsten Generationen. Und er eroberte die Stadien und die Freiluftarenen, die Festivals und die sogenannten Open-Air‘s. Er vereinte und vereinigte Generationen. Niemand hasst den Rock’n’Roll, weil der kommerziell wurde. Niemand diskutiert oder debattiert über den Rock’n’Roll als kommerzielles Business. Und niemals hat sich die Fangemeinschaft gespalten. Man respektiert und achtet sich, wegen des gemeinsamen Lebensgefühls, wegen der gleichen Liebe zu einer wunderbaren Musik, zu einer wunderbaren unabhängigen Lebenseinstellung, eben auch zur einer unkonventionellen Lebensart

Als Fußball noch Rock’n’Roll war, da war dieses gemeinsame Erleben, dieses gemeinsame Lebensgefühl auch noch da. Aber, wie sagt man so schön, lang, lang ist`s her….

Wer das so einmal erleben und genießen durfte, der würde heute sagen: „Rock’n’Roll forever – Football today, never“