Allendhalben herrscht Arbeitskräftemangel. Gerade im Dienstleistungs- und Servicebereich. Gastronomie, Lebensmittelhandwerk, Pflege, körpernahe Dienstleistungen, aber auch bei gewerblichen Dienstleistungen.
Und auch qualifiziertere Bereiche, wie Kraftfahrer und gewerbliche Logistikfachkräfte oder Zuarbeiter, alles Stellen, die immer mehr unbesetzt bleiben.
Eigentlich genau das Segment, wo die Zeitarbeit oder wie es richtig heißen müsste, die gewerbliche Arbeitnehmerüberlassung zum Einsatz kommen sollte. Aber kann diese Branche die Bedarfslücken wirklich noch schließen? Und ist es daher noch das richtige Instrument auf diesen nunmehr sehr angespannten Arbeitsmarkt?
Zeitarbeit steht seit jeher im Ruf unsicherer Arbeitsplätze, zwielichtiger Verträge. Das Thema Dumpinglöhne ist durch Equal Pay ja zwar einigermaßen eingedämmt, aber trotzdem bewegen sich die meisten Arbeitsplätze im untersten Tarifbereich der jeweiligen Entleihunternehmen. Aber es gibt viele Umgehungstatbestände sowohl bei Equal Pay als auch bei Equal Treatment, so z.B. der sogenannte Drehtüreffekt, wo Leiharbeiter dann nach einer Karenzzeit weiter im Entleihunternehmen beschäftigt werden.
Das Bild der Leih- oder Zeitarbeit hierzulande ist ein düsteres, eigentlich ist es rabenschwarz. Das liegt daran, dass die Branche immer wieder von Skandalen brutaler Ausbeutung gebeutelt wird. So explizit in der nahen Vergangenheit bei den Schlachthofskandalen.
Ist die Leiharbeit deshalb ein guter Arbeitsplatz für qualifizierte Arbeitssuchende? Gerade in Zeiten von Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel kann man doch auch nur Arbeitnehmern und Arbeitssuchenden empfehlen, den direkten Weg zu einem Arbeitgeber zu suchen. Wer heute den Weg über eine Leiharbeitsfirma sucht, um von dort in ein festes Arbeitsverhältnis zu kommen, so wie es die Branche immer wieder gern verkauft, wird kaum noch eine große Chance haben. Wenn nämlich die Zeitarbeit das Problem mit den Arbeitskräfte- und Facharbeitermangel so lösen könnte, hätten wir dieses Problem auf dem Arbeitsmarkt wohl auch nicht. Denn in der Zeitarbeit sind vorrangig Personen beschäftigt, die aufgrund einer vergleichsweise großen Arbeitsmarktferne, beispielsweise aufgrund niedriger formaler Qualifikationen oder Phasen von Nichterwerbstätigkeit – bei der Beschäftigungssuche Probleme haben.
Eigentlich sollte doch jeder Arbeitssuchende mit einer Qualifikation heute einen direkten Arbeitsplatz bekommen können. Arbeitgeber, die heute Zeitarbeit als Problemlösung für fehlende Arbeitskräfte sehen, sollten deshalb erkennen, dass sie damit das Problem nicht langfristig lösen, sondern, wenn überhaupt temporär verlagern.
Wie innovative und intelligente Lösungen zu Arbeitsmodellen in der Vergangenheit gestaltet wurden, und wie diese gerade auch heute manche Problemfelder des Arbeitskräftemangels hätten abfedern können, dazu wird u.a. in der Podcast-Retro-Show „ALS FUSBALL NOCH ROCK’N’ROLL WAR“ berichtet.
Blog + Show-Notes: https://zeitreise-blog.online
Episoden 1-31: https://letscast.fm/sites/als-fussball-noch-rock-n-roll-war-15ff82dd/index
