Das Schlagwort, das uns Mut für die Zukunft machen soll, heißt „Digitale Transformation“. Damit wird ein fortlaufender, tiefgreifender Veränderungsprozess in Wirtschaft und Gesellschaft erklärt. Damit wird uns die Zukunft schöngeredet. Wir müssen nur auf die „Digitale Transformation“ setzen, um zu verstehen, wie die Welt von morgen erblühen wird, wie eine Zukunft voller Hoffnung und Mut erschaffen wird. Wie diese Welt gerettet wird.
Es sind diese pathologisch narzisstischen „Digital Nerds“, die uns in diese Zukunft führen werden! Es ist diese Erwartungshaltung von Individuen – insbesondere vieler jüngerer „innovativer“ Mitglieder der Gesellschaft – die selbst eine starke treibende Kraft der digitalen Transformation darstellen wollen.
Aber was ist bisher wirklich besser geworden? Führt die Vernetzung nicht gerade dazu, dass alles in Wirklichkeit schlimmer wird? Führt diese „Digitale Transformation“ nicht dazu, dass man versucht alle Probleme digital zu lösen? Die politischen Krisen, die gesellschaftlichen Krisen, die wirtschaftlichen Krisen, die Klima- und Energiekrisen.
Man wähnt sich hinter einer „Black-Wall“, meint damit unantastbar zu sein, und löst damit aber erst digital die Konflikte aus, die man analog gar nicht hätte. Welche Krisen wurden durch eine „Digitale Transformation“ bisher vermieden?
Angriffskriege? Nein, denn die „Digitale Transformation“ führt dazu, dass man solche Konflikte mit digitaler Technologie „sauberer“ führen kann. Mit Drohnen und Fernlenkwaffen. Die Hemmschwellen für den Einsatz und die Anwendung zur Konfliktlösung sinken enorm.
Löst die „Digitale Transformation“ Probleme in den Wertschöpfungsnetzwerken? Nein, die digitale Vernetzung hat erst strategische Problemfelder und Abhängigkeiten geschaffen, die derart angreifbar sind, dass sie zur Selbsteliminierung des Systems der „Digitalen Transformation“ führen, wie die Störung von Lieferketten und Abhängigkeiten in der Energieversorgung.
Hat uns die „Digitale Transformation“ vor Energiekrisen, Klimakrisen, gesellschaftlichen Krisen, Infrastrukturproblemen, Krisen der Sozial- und Altersversorgungssysteme, Facharbeitermangel und Arbeitskräftemangel in kundennahen Bereichen, Inflationen, Pandemien bewahren können? Nein, weil diese Probleme nur analog und pragmatisch gelöst werden können.
Wohin führt uns also die „Digitale Transformation“? In eine Zukunft mit blühenden Landschaften? Oder in eine Zukunft mit Problemen, die wir bisher uns überhaupt noch nicht vorstellen können? Für mich sieht es jedenfalls so aus, dass die „Digitale Transformation“ uns bisher noch nicht in eine bessere Zukunft führt, sondern in eine Entwicklung mit immer mehr Problemstellungen.
Und da das hier auch ein Blog: ist, in dem es um Fußball geht, auch noch ein Beispiel zur „Digitalen Transformation“ im Profifußball. In der Saison 2004/05 saß Ewald Lienen auf der Trainerbank des damaligen Bundesligisten Hannover 96. Und er war immer ausgerüstet mit Stift und einem Schreibblock aus Papier [pagina]. Und darauf hat er dann ganz akribisch seine analogen Notizen gemacht. Das war bereits im neuen Jahrtausend.
Aber nachdem die „Digitale Transformation“ auch im Berufsfußball Einzug genommen hat, sitzen da nun auf den Bänken am Spielfeldrand der Cheftrainer, 5-6 Assistenten und ca. 20 Analysten jeweils aufgerüstet mit Tablet und Notebook und verfolgen jeden einzelnen Spielzug digital. Hinzu kommen dann noch Technologien, wie Torkamera-Systeme und VAR.
Aber was ist nun besser geworden durch diese „Digitale Transformation“ im Fußball? Gibt es weniger Fehlentscheidungen? Gibt es mehr Tore? Gibt es mehr Spontanität und Individualität? Gibt es spannendere Spiele? Gibt es mehr Erfolg auf breiterer Ebene und insbesondere auch der Nationalmannschaft?
Der TV-Zuschauer wird zugetextet und vollgemüllt mit Statistiken, die niemand braucht. Die Kommentatoren sondern nur noch den Müll ab, den sie als Daten von ihren Bildschirmen ablesen können. Das Spiel auf dem Platz ist insgesamt statischer, strategischer und taktischer geworden, aber nicht dynamischer und inspirierter. Es fehlen immer mehr die spontanen Elemente. Die „Digitale Transformation“ hat auch nicht dazu geführt, dass es eine breitere Leistungsdichte gibt, sondern hat im Gegenteil dazu geführt, dass seit nunmehr 10 Jahren immer der gleiche Klub Meister wird, dass der Abstand zwischen Spitze und Mittelstand immer größer wird, dass Erfolg sich nicht digital programmieren lässt.
Fußball lebt immer von der Spontanität, von Impulsen, von der Individualität, aber auch vom Zusammenwirken eines Teams. Fußball braucht Genialität und keine Digitalität. Der wirkliche Fußball findet auf dem Rasen statt und nicht auf den Flatscreens.
Also, wird die Welt wirklich besser durch die „Digitale Transformation“?
Leben wir jetzt also wesentlich entspannter mit Blick in die Zukunft?
Aber eines hat sie bisher bewirkt, jedenfalls im Profifußball, es ist eine Jobmaschine für Leute, die sonst wirklich niemand braucht in der realen Wirklichkeit und ein weiterer enormer Kostenblock ohne jedwede Wertschöpfung im Etat der Klubs!
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