Überall und immer wieder wird Deutschland schlecht geredet. Das kann eigentlich aber nicht sein, denn wenn man auf die Business-Plattform LinkedIn, der schillernden Perle der Selbstinszenierung schaut, da spricht die strahlende Zukunft. Da tummeln sich die Helden des 21. Jahrhunderts, bereit, die Welt zu retten – natürlich von ihrem ergonomisch designten Bürostuhl aus. Diese Plattform ist wie ein Gipfeltreffen der Woke-Weltverbesserer, die so politisch korrekt sind, dass selbst der Dalai Lama sich fragt, ob er nicht doch etwas zu kontrovers ist.
Dort wird man von Nerds und Narzissten umzingelt, die so aufgeweckt sind, dass sie Kaffee trinken, um ihre Schlaflosigkeit zu überwinden und dabei gleichzeitig die Kaffeeproduzenten für ihre ökologischen Verbrechen verurteilen. Alle sind so engagiert, dass sie jede Nacht das Manifest für eine bessere Welt verfassen – während der Rest von uns schlummert und davon träumt, dass LinkedIn doch endlich mal ein Comedy-Kanal wird. Und wenn es nicht reicht, um die Welt zu retten, dann geht es frei nach Ingo Insterburg und seinen Gesellen aus 1973 weiter: „….Doch dann wurde es mir auf der Welt zu klein, drum zog ich in den Himmel rein“. Weil, mal ehrlich, die Erde ist ja sowieso zu klein für so viel geballte Intelligenz.
Seitdem ich hier auf LinkedIn bin, habe ich keine Angst mehr vor der Zukunft, jetzt habe ich allerdings Angst vor mir selbst, weil ich vermute, dass die bald auch noch ihren IQ in ihren Profilen veröffentlichen werden, denn wie steh ich da, wenn mein IQ kleiner ist als die Anzahl der #Hashtags in ihren Beiträgen? Da wird sogar Siri vor Neid grün.